Ronny Rohde

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Ronny Rohde
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Revisionen des Schoah-Gedenkens in der Berliner Republik. Eine Deutungsmachtanalyse neurechter Ideologieproduktion im Feld der Erinnerungspolitik.

Die auf den Holocaust bezogene Erinnerungskultur steht vor richtungsweisenden Trendwenden. Insbesondere die kulturwissenschaftliche Literatur ist sich einig, dass vor dem Hintergrund des Versterbens der letzten Zeitzeugen und angesichts der Möglichkeiten neuer Vermittlungsmedien Paradigmenwechsel unausweichlich seien. Diese schwierigen, aber durchaus auch progressiv nutzbaren Herausforderungen werden jedoch vom politischen Feld flankiert, in welchem die Topoi eines Schlussstrichs im Zuge nationalistischer und populistischer Politikangebote revitalisiert werden und somit ein Kontinuum des sog. ‚Unbehagens‘ an der Erinnerungskultur aufgespannt wird. Hierbei kann festgehalten werden, dass auch dieses Feld nicht frei von Paradigmenwechseln ist, sondern eine Verschiebung der Diskursgegenstände zu beobachten ist. Nicht die Geschichte selbst ist Gegenstand nationalistischer Umdeutungen, sondern vielmehr das politische Gedächtnis und die mit ihm im konkreten Fall verbundenen Prinzipien einer freien und offenen Gesellschaft sowie hieraus erschlossene Vorstellungen staatlicher Ordnung. Mit einer Deutungsmachtanalyse des Verhältnisses von Nationalismus und Erinnerungsdiskursen soll ein Vorschlag zur Schließung einer Lücke politikwissenschaftlicher Forschung zur Geschichts- und Erinnerungspolitik geschlossen werden, welche bislang durch einen institutionenzentrierten Blick gekennzeichnet ist. Demgegenüber kann mittels einer Deutungsmachtperspektive dem Umstand gesellschaftlicher Pluralität respektive politischer Akteursvielfalt, politisch-ideologischer Fragmentierung und einer hierdurch bedingten permanenten Konfliktlage erinnerungspolitischer Angebote und Übereinkünfte begegnet werden.

Das Forschungsprojekt beleuchtet daher im Rahmen theoretischer Reflexionen das Verhältnis von Nationalismus, politischen Mythen sowie erinnerungspolitischen Deutungsangeboten und illustriert dieses am Beispiel der Neuen Rechten und ihrem Umgang mit der sog. ‚Vergangenheitsbewältigung‘.

Zentrale Fragen lauten dabei: Auf welche Ordnungsvorstellungen verweisen erinnerungspolitische Deutungsangebote der radikalen Rechten? In welchem ideengeschichtlichen Kontext stehen sie? Welche Herausforderung bedeuten sie für etablierte Formen der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur und die Demokratie?