Paula Stähler

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Heil und Heilung im Deutungsmachtkonflikt von Religion und Medizin

Im Rahmen des Forschungsprojektes soll geklärt werden, wie sich der Zusammenhang von Heil und Heilung auch als Konflikt um Deutungsmacht zwischen Medizin- und Religionssystem darstellt. In einem zentralen Bereich menschlichen Lebens – bei der Frage nach Gesundheit und Krankheit, Heilung und Wohlergehen – stehen sich verschiedene Systeme als machtwirksame Deutungsangebote gegenüber. In dem Maße, in dem sie auf dieselben Phänomene rekurrieren und selbstverständliche Deutungen fraglich werden, geraten die Systeme in Konflikt. Zum einen geht es in der Untersuchung um die Deutungen selbst, die unterschiedliche Akteure (ÄrztInnen, HeilpraktikerInnen, HeilerInnen, PfarrerInnen, PatientInnen) von Krankheit und Krankheitsursachen, Gesundheit, Heilung und Heil haben. Zum anderen soll empirisch untersucht werden, ob und wie sich Religionszugehörigkeit bzw. religiöse Orientierungen in diesem Feld auswirken. Die Deutungen und ihre Wirkmächtigkeit zeigen sich sowohl in expliziten Semantiken als auch in der Performanz. Der Vorstellungszusammenhang „Heilung“ geht etwa deutlich über einen medizinischen Begriff hinaus und ist für religiöse Deutungen offen. Im Blick auf die Performanz werden Fragen nach professioneller Zuständigkeit, nach der Trennung von Wirkbereichen oder nach der Rolle bestimmter Personen und Wirkmechanismen in den Plausibilitätsstrukturen von Rezipienten untersucht. Es wird davon ausgegangen, dass sich komplexe Korrelationen nachweisen lassen, die sich etwa im Zusammenhang von Glaubensüberzeugungen und der Präferenz von Heilungsmethoden und Wegen der Medizin zeigen. Anzunehmen ist, dass Akzeptanz von oder Misstrauen gegen sog. Schul- oder Alternativmedizin auch auf Motiven beruhen, die religionstheoretisch interpretierbar sind.