Performanz und Intervention
Hastedt, Linde, Wodianka, Klie, Kumlehn
Erzählungen sind selbst eine Form der Darstellung, der Performanz von Deutungsmacht. Darüber ist das erste Cluster mit dem zweiten verbunden. Allerdings gibt es weitere deutungsmächtige Formen der Performanz, die sich nicht nur, aber gerade in religiösen Vollzügen und Inszenierungen zeigen. Riskante Liturgien zeigen, wie sich Deutungsmacht von Formen durchsetzt, wie Deutungsmachtansprüche verschiedener Akteure, die beteiligt sein wollen, konkurrieren und ausgehandelt werden müssen. Gesten sind in ihrer je eigenen Deutungsmacht wahrzunehmen und zu beschreiben (KLIE).
In medienspezifischer Perspektive können Performanzen verschiedener Art als Interpretationsprozesse klassifiziert und beschrieben werden (WODIANKA). Das ermöglicht, gezielt nach deutungsmächtigen Interventionen und ihren semiotischen Strategien zu fragen. Deutungsmacht ist da, wo Interventionsmöglichkeiten gegeben sind und zugleich steuert sie diese Akte in spezifischer Weise (LINDE).
Zugleich ist die Wirkmächtigkeit bestimmter Interventionen kritisch zu befragen. So ist deutlich, dass unsere emotional grundierten, verkörperten und oft wenig bewusst reflektierten beliefs uns in Entscheidungsprozessen öfter leiten als das aufklärerische Konzept des Menschen als einem animal rationale nahelegt. Welche deutungsmächtigen Interventionsmöglichkeiten hat die Vernunft im Umgang mit mächtigen beliefs? (HASTEDT)
Als deutungsmächtige Interventionsstrategie kommt die Rhetorik in den Blick, die in ihrer latenten Wirkung z.B. in Bildungsprozessen sowohl konstitutiv wieder ins Bewusstsein der Lehrenden zu heben (ein lange vollkommen vernachlässigter Forschungsbereich) und kritisch zu reflektieren ist (KUMLEHN).