Institution und Konflikt

Hock, Klie, Mackenthun, Dosch, Bizeul, Linde, Hastedt, Gärtner

Deutungsmächtige Narrationen, Performanzen und Interventionen sind auch mit mächtigen institutionellen Strukturen verbunden, wie z.B. auch an den riskanten Liturgien zu zeigen ist, wo eben Staat und Kirche interagieren (KLIE). Ebenso spielen Bildungsinstitutionen eine wesentliche Rolle in der Verbreitung von kulturell zu teilenden Grundüberzeugungen (belief systems) und entsprechenden Narrativen (GÄRTNER). Im Kampf um Deutungsmacht sind die Erziehungs- und Bildungssysteme deshalb immer von besonderem Interesse.

Das zeigt sich in kolonialen und postkolonialen Szenarien. In ihnen werden zugleich besonders deutungsmächtige Machtasymmetrien sichtbar. Konflikte entstehen z.B., wo epistemische Hegemonien gebrochen und andere Stimmen wieder hörbar werden. Diese können institutionalisiertes Wissen in Frage stellen, sind dabei aber selbst auf Deutungsmachtstrategien angewiesen, die durch Umdeutung Ordnungsgefüge in Frage stellen und irritieren. Deutlich wird das zum Beispiel im konfligierenden Verstehen von Land und Umwelt zwischen konfligierenden Narrativen verschiedener Bevölkerungsgruppen in Nordamerika (MACKENTHUN).

Institutionen sind auch in die konfligierenden Deutungsansprüche hinsichtlich der Konstruktion von „Islam“-Konzepten verwoben und befördern durch ihre strukturelle Macht in Verbindung mit akteursbezogener und modaler Macht Deutungsmachtkonflikte. (HOCK).

In entsprechender Weise geschieht dies in deutungsmachtgesättigten Diskursen um die „richtige“ Auffassung von politisch-gesellschaftlicher Entwicklung der Demokratie (BIZEUL) und Entwicklungshilfe (DOSCH). Welche Institution hat hier etwas zu sagen? Welche Interessen bringen welche Interventions und Beeinflussungsstrategien hervor? Die semiotische Beschreibungsmatrix wäre darauf hin zu befragen, wie sie diese auch institutionell vermittelten Deutungsstrategien zu beschreiben und zu kritisieren erlaubt (LINDE). Dabei ist stets zu beachten, dass sich die Konflikte in verschiedenen Nomenklaturen und Wissensformationen materialisieren (HASTEDT).