Julia Mindt

Deutungsmacht und Musik

Musikphilosophie wird in der heutigen Wissenschaftslandschaft zumeist als interessante nebendisziplinäre Luxusbereicherung angesehen, die eigentlich der philosophischen Ernsthaftigkeit und Tragweite entbehrt. Mit dem Promotionsprojekt soll u.a. gezeigt werden, dass philosophische Betrachtungen der Musik auch bis zum Mittelpunkt anderer philosophischer Disziplinen wie Ethik, Erkenntnistheorie und Anthropologie gewinnbringend hineinreichen können und damit nicht nur ein Nachdenken über Musik fördern. Zudem kann durch Musik lebensweltlich-bedeutsame Nachdenklichkeit initiiert werden, die zu einem ermächtigendem Selbst- und Weltverhältnis führen kann. Die Titelzusammenstellung „Deutungsmacht und Musik“, in der dem scheinbar luftig-leichten Spiel der Musik ein so bedeutungsschwer-raunender Begriff an die Seite gestellt wird, verdeutlicht bereits die Potentiale von Musik und Musikphilosophie als Beitrag zum Verstehen von Welt und Selbst. Neben der Lesbarkeit der Welt sollte daher auf die Hörbarkeit der Welt in einer neu auszurichtenden Musikphilosophie geachtet werden. Daraus ergibt sich eine programmatische und methoden-reflexive Ausrichtung der Arbeit, um einen möglichen Umgang mit und eine Sensibilisierung für Fragen, die sich aus der Musik heraus stellen, voranzutreiben.
Für die systematische Betrachtungsweise der Musik werden unterschiedliche (philosophische) Methoden und Konzepte miteinbezogen, um dem Darstellungsproblem, das sich in besonderem Maße für musikphilosophische Arbeiten ergibt, entgegentreten zu können. Deutungsmacht wird dabei nicht vorrangig als etwas Manipulatives oder etwas, das einem qua eines Status verliehen wird, angesehen, sondern als etwas, das man ist und wird.
Musik, so die Hauptthese, ist eine gleichberechtigte Bemächtigungsweise neben Sprache und anderen Symbolsystemen. Das Haupterkenntnisinteresse richtet sich damit auf die spezifische Funktionsweise von Musik und auf ihre besondere Erkenntnisqualität. Somit steht nicht das kaum zu klärende Was, sondern das Wie der Musik im Vordergrund des Promotionsprojekts.