Ronny Rohde
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Ronny Rohde
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Universität Rostock
Universitätsplatz 5
D-18055 Rostock
Tel. +49 (0)381-498-8473
ronny.rohde@uni-rostock.de
Revisionen des Schoah-Gedenkens in der Berliner Republik. Eine Deutungsmachtanalyse neurechter Ideologieproduktion im Feld der Erinnerungspolitik.
Die auf den Holocaust bezogene Erinnerungskultur steht vor richtungsweisenden Trendwenden. Insbesondere die kulturwissenschaftliche Literatur ist sich einig, dass vor dem Hintergrund des Versterbens der letzten Zeitzeugen und angesichts der Möglichkeiten neuer Vermittlungsmedien Paradigmenwechsel unausweichlich seien. Diese schwierigen, aber durchaus auch progressiv nutzbaren Herausforderungen werden jedoch vom politischen Feld flankiert, in welchem die Topoi eines Schlussstrichs im Zuge nationalistischer und populistischer Politikangebote revitalisiert werden und somit ein Kontinuum des sog. ‚Unbehagens‘ an der Erinnerungskultur aufgespannt wird. Hierbei kann festgehalten werden, dass auch dieses Feld nicht frei von Paradigmenwechseln ist, sondern eine Verschiebung der Diskursgegenstände zu beobachten ist. Nicht die Geschichte selbst ist Gegenstand nationalistischer Umdeutungen, sondern vielmehr das politische Gedächtnis und die mit ihm im konkreten Fall verbundenen Prinzipien einer freien und offenen Gesellschaft sowie hieraus erschlossene Vorstellungen staatlicher Ordnung. Mit einer Deutungsmachtanalyse des Verhältnisses von Nationalismus und Erinnerungsdiskursen soll ein Vorschlag zur Schließung einer Lücke politikwissenschaftlicher Forschung zur Geschichts- und Erinnerungspolitik geschlossen werden, welche bislang durch einen institutionenzentrierten Blick gekennzeichnet ist. Demgegenüber kann mittels einer Deutungsmachtperspektive dem Umstand gesellschaftlicher Pluralität respektive politischer Akteursvielfalt, politisch-ideologischer Fragmentierung und einer hierdurch bedingten permanenten Konfliktlage erinnerungspolitischer Angebote und Übereinkünfte begegnet werden.
Das Forschungsprojekt beleuchtet daher im Rahmen theoretischer Reflexionen das Verhältnis von Nationalismus, politischen Mythen sowie erinnerungspolitischen Deutungsangeboten und illustriert dieses am Beispiel der Neuen Rechten und ihrem Umgang mit der sog. ‚Vergangenheitsbewältigung‘.
Zentrale Fragen lauten dabei: Auf welche Ordnungsvorstellungen verweisen erinnerungspolitische Deutungsangebote der radikalen Rechten? In welchem ideengeschichtlichen Kontext stehen sie? Welche Herausforderung bedeuten sie für etablierte Formen der bundesrepublikanischen Erinnerungskultur und die Demokratie?
Tagungsbeiträge
- Rohde, Ronny / Folkerts, Joshua: "Probleme und Perspektiven politikwissenschaftlicher Deutungsmacht am Beispiel der Extremismustheorie" / DVPW-Thementagung "Wie relevant ist die Politikwissenschaft? Wissenstransfer und gesellschaftliche Wirkung von Forschung und Lehre" an der Goethe-Universität Frankfurt a.M., 12.-14. Dezember 2019.
- Rohde, Ronny / Pradella, Marian: "Wie Rechte reden - Ideologie und Diskurspraxis" / Nachwuchsforum "Streitkulturen" des DFG-Graduiertenkollegs Deutungsmacht in Rostock, 09.-13. September 2019.
- Rohde, Ronny: "Zur Kontinuität des Unbehagens an der Erinnerungskultur" / Tagung "Émigration et mythe: l'héritage culturel de l'espace germanique dans l'exil à l'époque du national-socialisme (1933-1945)" an der Université Paul-Valéry Montpellier 3, 18.-20. Mai 2017.
Publikationen
- Rohde, Ronny: Projektion und Verdacht. Zur Rede vom "importierten Antisemitismus" in der Bundesrepublik; in: Bizeul, Yves / Rudolf, Dennis Bastian (Hrsg.): Politische Debatten um Migration und Integration. Konzepte und Fallbeispiele, Wiesbaden 2019.
- Rohde, Ronny: Die Erinnerungskultur im Spannungsfeld von Anerkennung und Geschichtsrevisionismus; in: Bizeul, Yves / Lutz-Auras, Ludmila / Rohgalf, Jan (Hrsg.): Offene oder geschlossene Kollektividentität. Von der Entstehung einer neuen politischen Konfliktlinie, Wiesbaden 2019.
Forschungsinteressen
Konstruktion, Struktur und Funktion kollektiver Identität und Erinnerung
Politische Mythen
Nation und Nationalismus
Geschichtspolitik
Politische Ideengeschichte
Ideologiekritik
Werdegang
2010 - 2015 Studium der Politikwissenschaft und Geschichte (Bachelor) an der Universität Rostock
2015 - 2017 Studium der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Area Studies (Master) an der Universität Rostock
- Sommersemester 2016 Forschungsaufenthalt an der Uniwersytet Szczeciński
Seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am GRK "Deutungsmacht" /Promotion im Fach Politikwissenschaft