Umkämpftes Gemeinwohl
Deutungsmachtkonflikte um das gemeinsame Wohl. Von Judith Bollongino (Hg.), Tobias Götze (Hg.), Heiner Hastedt (Hg.), Christopher Höhn (Hg.), Tim Fritjof Huttel (Hg.), Antje Maaser (Hg.).
Die meisten Wähler:innen würden unabhängig von ihrer politischen Einstellung wohl der Aussage zustimmen, Politik habe sich in ihrem Handeln stetig am Ideal des Gemeinwohls zu orientieren. Uneinigkeit herrscht dagegen häufig darüber, was mit dem Begriff »Gemeinwohl« genau gemeint ist. Die Autor:innen des interdisziplinär angelegten Bandes analysieren die sich hieran anschließenden Debatten in Wissenschaft und Gesellschaft als Schauplatz grundlegender Deutungsmachtkonflikte. Sie beschäftigen sich dabei unter anderem mit der Frage, welche belief systems unterschiedliche Definitionen von Gemeinwohl prägen und inwiefern Deutungsvielfalt an dieser Stelle zur Herausforderung für die Demokratie wird.
Subversive Semantics in Political and Cultural Discourse, Gesa Mackenthun / Jörn Dosch (eds.)
The Production of Popular Knowledge
The large-scale use of semantic transfer and inversion as rhetorical tactics is particularly prevalent in right-wing discourses and populist »alternative knowledge« production. The contributors to this volume analyze processes of re-semanticizing received meanings, effectually re-coding those meanings. They investigate to what extent rhetorical maneuvers serve to establish new and powerful belief systems beyond rational and democratic control. In addition to the contemporary rightwing and conspiracy narratives, the contributions examine the discursive fields around conceptions of human nature and the deep past, population politics, gender conceptions, use of land, identity politics, nationhood, and cultural heritage.
Kulturen des Streits, hrsg. von Martina Kumlehn und Stephanie Wodianka
Deutungsmachtkonflikte zwischen Konsens und Zerwürfnis
Streit ist Teil des menschlichen Zusammenlebens. Doch inwiefern lässt sich von Streitkulturen sprechen? Die Beiträge des Bandes zeigen: Die Durchsetzung, Duldung oder Unterdrückung von Geltungsansprüchen erfolgt durch Deutungsmachtstrategien, die durch Streitkulturen bestimmt sind und ihrerseits Kulturen des Streits hervorbringen. Streitkulturen werden bestimmt von ihrem Verhältnis zu Konsens und Zerwürfnis: Konflikte können als destruktiv und störend empfunden werden. Doch die produktiv-kritische Auseinandersetzung in und zwischen Religionen, Wissenschaftsdisziplinen und Gesellschaftsformen ist auch auf Konflikt und Streit angewiesen, wenn wechselseitiges Verstehen nicht verordnet, sondern erreicht werden soll.
Machtvergessenheit, hrsg. von Thomas Klie, Martina Kumlehn, Ralph Kunz und Thomas Schlag
Deutungsmachtkonflikte in praktisch-theologischer Perspektive
Das Konzept der Deutungsmacht fragt nach der Macht zur Deutung und der Macht der Deutung. Es reagiert damit auf die latente Machtvergessenheit hermeneutischer Tradition, profiliert sowohl die Arbeit am Deutungs- als auch am Machtbegriff und versucht, die Verschränkungen von Deutungs- und Machtprozessen aufzuzeigen. Dabei werden besonders konkurrierende Deutungen und ihre konfligierenden Geltungsansprüche in den Blick genommen.
Dieser Band entfaltet das Potential von Deutungsmachtanalysen erstmalig innovativ und multiperspektivisch im Kontext praktisch-theologischer Reflexion. In einem ersten Teil werden Grundfragen der Deutungsmachtanalyse aufgenommen und entfaltet, wie das Fach Praktische Theologie überhaupt von Fragen der Macht affiziert werden kann. Dabei werden auch das modale Machtverständnis und die Diskursanalyse Foucaults auf die Praktische Theologie bezogen. Grundlegende Diskurse wie die des Alterns oder der Kulturhermeneutik werden entsprechend deutungsmachtaffin erschlossen.
In einem zweiten Teil werden Formen religiöser und kirchlicher Kommunikation auf Phänomene von Deutungsmachtansprüchen hin untersucht und die rhetorischen, metaphorischen und performativen Strategien der Aufmerksamkeitserzeugung und der Vermittlung von Evidenzansprüchen kritisch freigelegt. Dabei werden verschiedene Handlungsfelder der Praktischen Theologie berücksichtigt wie z.B. Liturgik und Homiletik, Kasualien, Seelsorge, Kybernetik, Diakonie und Religionspädagogik.
Deutungsmacht von Zeitdiagnosen, hrsg. von Heiner Hastedt
»Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken gefasst.« – Was in Hegels Parole noch unproblematisch erscheint, ist heute methodisch umstritten. Zwar spielen Zeitdiagnosen eine große Rolle beim Verständnis von Lebenswelt, Kultur, Gesellschaft – und vielleicht sogar von Naturentwicklungen. Mit Begriffen wie »postfaktisch« und den häufig angeführten »alternativen Fakten« zeigen in diesen Tagen Gegenwartsdiagnosen ebenso ihren Einfluss wie bei den Klagen über die allgegenwärtige Ökonomisierung und den Niedergang des Lesens angesichts der Bilderflut. Doch wie hängen Zeitdiagnosen und Deutungsmacht zusammen?
Bildmacht / Machtbild, hrsg. von Martina Kumlehn und Philipp Stoellger
Zur Deutungsmacht des Bildes: Wie Bilder glauben machen
In den Wirkungen von Bildern zeigen sich Spuren ihrer Macht. Wie diese Bildmacht verstanden wird, ist jedoch in auffälliger Weise strittig. In einschlägigen Deutungskonflikten zwischen Bildmacht und Machtbild bleibt der Machtbegriff indes meist nur operativ und daher klärungsbedürftig. ‚Bild und Akt‘ zu verbinden oder ‚Bild und Sinn‘ hat bereits zu diversen Forschungen Anlass gegeben, um ‚Akt‘ und ‚Sinn‘ vom Bild ausgehend näher zu bestimmen. Entsprechend wird in den hier versammelten Beiträgen das Verhältnis von ‚Bild und Macht‘ vom Bild ausgehend erschlossen und weiter präzisiert. Denn, was mit Macht in dieser Wendung gemeint sein kann, und wie sie dem Bild und seinen Medienkörpern entsprechend zu verstehen sein könnte, ist eine offene Frage. Der Vorschlag dieses Bandes lautet, die Macht des Bildes als eine spezifische Form von Deutungsmacht zu verstehen.
Mythos und Tabula rasa, hrsg. von Yves Bizeul und Stephanie Wodianka
Narrationen und Denkformen der totalen Auslöschung und des absoluten Neuanfangs
Totale Zerstörung, absolute Auslöschung, Tabula rasa: Inwiefern ist das narrative Gründungspotential des Mythischen an Vorstellungen eines unbedingten Neuanfangs gebunden? Anders als die bisherige Forschung, die stets die konstruktiven Aspekte von Gründungsmythen profilierte, zeigt der Band die destruktive, Auslöschung voraussetzende oder anstrebende Dimension des Mythos auf. Dabei soll vor allem die Frage beantwortet werden, ob es eine Seite mythischer (Gründungs-)Narrative gibt, die Konstruktionen des Nullpunkts – insbesondere in Deutungskonflikten – erfordern oder begünstigen. Die Beiträge stellen aus interdisziplinärer Perspektive historische und politische Umbruchsituationen sowie narrative Strategien in den Fokus, welche Denkformen des Kahlschlags repräsentieren und deren Relation zu mythischen Gründungerzählungen illustrieren.
Wortmacht / Machtwort, hrsg. von Martina Kumlehn und Philipp Stoellger
Deutungsmachtkonflikte in und um Religion. Interpretation Interdisziplinär, Bd. 16, Königshausen & Neumann
P. Stoellger: Einleitung. Zwischen Machtwort und Wortmacht. Was heißt ‚das Sagen‘ oder ‚etwas zu sagen‘ haben? – A Krisen der ‚Säkularisierung‘ als Deutungsmuster – J. Zachhuber: Von der Säkularisierung zur Postsäkularisierung und zurück Sozialphilosophische Deutung und empirischer Befund – D. Witte: Abschied vom Mythos. Von der Sakralisierung des Säkularisierungstheorems zur Säkularisierung der Soziologie – D. Schulz: Die Säkularisierung der Demokratietheorie. Deutungen einer Leerstelle – Y. Dennaoui: Modernisierungspfade und Säkularisierungskulturen. Zur Kritik der Säkularisierungskategorie im Kontext der Multiple- Modernities-Debatte – R. A. Klein: Säkularisierung als Ideologie. Claude Leforts alternatives Deutungsmuster der Moderne – F. G. Menga: Säkularisierung und die aporetischen Schicksale der modernen Demokratie. Rechts- und politisch-philosophische Überlegungen zur Versuchung einer Strategie der Immanenz – B Deutungsmacht der Religion? Chiasmen der Fremd- und Selbstdeutung von Religion – H. Vorländer: Die Deutungsmacht des Religiösen in Transzendenzdiskursen – P. Stoellger: Transzendenzkompetenz und Kompetenztranszendenz. Zur Deutungsmacht im Verhältnis von Transzendenz und Gemeinsinn – B. P. Priddat: religious delivery. Ein neuer Ansatz zur ‚economics of religion‘. Marktliche Interpretationen von Religion – S. Jarosch: Radikale Pluralität vs. universalistische Großtheorie - Debatten in der Befreiungstheologie heute – H. Reichel: All/ Macht/Wissen. „Politische Theologie“ als Zwei- Wege-Deutungsmodell in der Überwachungsgesellschaft – R. Anselm: Ich glaube. Der Einzelne und die Kirche im Zeitalter der Authentizität – M. Kumlehn: Rhetorik und Religionspädagogik. Reden lernen im Spannungsfeld von religiöser Rede und deutungsmachtsensibler Rede über Religion – J. Wolff: Rhetorik und/oder Religion? Mimesis und Originalität beim späten Klopstock – C Deutungsmachtanalyse: theoriebildende Weiterführungen – K. Röttgers: Eine modaltheoretische Interpretation von Allmacht – D. Witte: „Die Deutung von der Macht her denken“. Zwei konkurrierende Konzepte von ‚pouvoir symbolique‘, oder: Bourdieu und die Hermeneutik – D. Schulz: Gewaltenteilung im Symbolischen. Deutungsmacht in der Mischverfassung der Moderne – D. Dayan: Event, fairground, epiphany. On news, events, and interpretation – B. Liebsch: „Das Sagen haben“ und die An-Archie menschlicher Rede. Deutungsmachtkonflikte in der Angelegenheit menschlicher Reproduktion und Generativität - unter dem Druck der life sciences
The Power of Interpretation, edited by Klaus Hock
Imagined Authenticity - Appropriated Identity,
The papers presented in this volume inspect new forms (and the analysis of new forms) of African Christian life. These forms are the result of interactions between European and African Christianities in a realm both “beyond” or “trans” and very “amidst” their specific contexts due to processes of glocalisation and transnational migration. Taken as a whole, the contributions point out that the analysis of new forms of Christian life can no longer successfully claim the power of interpretation by simply holding on to hitherto established hegemonic discourses emphasising the advancement of “African” traditions or of plain Africanisation processes - or of the rejection of “European” traditions in combination with a revitalisation of “African” religious practices, institutions, beliefs, etc. Rather, this analysis may achieve a new power of interpretation by taking into account the impact of new hermeneutic orders as a result of a complex transconfiguration. Thereby, new forms of Christian life in Africa are created in the image of a new African vision beyond essentialist and dichotomic culturalist discourses.
Macht und Reflexion, hrsg. v. Heiner Hastedt
Reflexion kann und soll Macht entfalten und Macht kann reflexiv werden. Doch: Nicht jede Reflexion ist mächtig und nicht jede Macht ist reflexiv. So lautet das Programm, zu dem dieser Band beitragen möchte, indem besonders die folgenden Fragen erörtert werden: Sind Menschen auch im Lichte gegenwärtiger Humanwissenschaften Wesen, die sich im reflektierenden Nachdenken selbst verändern können? Leben wir in einer Gesellschaft, die in einzelnen Praxisfeldern so gestaltet ist, dass Reflexion zu normativ erwünschten Veränderungen führt? Wie wirkt sich ihrerseits Macht auf das Nachdenken aus? Lässt sich von einer Konstitution der Reflexion durch Macht sprechen? Welcher Begriff von Reflexion, welcher von Macht ließe sich heute verteidigen – auch unter Einbeziehung der philosophiehistorischen Dimension? Kann vor dem Hintergrund solcher Klärungen die Macht der Reflexion argumentativ so behauptet werden, dass sie über ihren Geltungscharakter hinaus auch tatsächlich wirksam wird?
Macht und Reflexion, hrsg. v. Heiner Hastedt, 2016, ISBN 978-3-7873-3010-2, Felix Meiner Verlag
Deutungsmacht / Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten Hrsg. v. Philipp Stoellger
"Jeder hätte sie gern, viele kämpfen darum, manche scheinen sie zu 'haben' - aber bisher ist weitgehend ungeklärt, was das ist: Deutungsmacht . Wie entsteht, funktioniert und vergeht sie, exemplarisch im Kontext von Religion und belief systems? Was für Macht entwickeln Deutungen? Wann und warum werden sie anerkannt oder auch nicht mehr? Dieses gängige Konzept der "Deutungsmacht" wird in den Beiträgen begrifflich näher ausgearbeitet und mit Fallstudienmaterial bearbeitet.
Aktuell besonders relevant ist die Tatsache, dass die Pluralisierung von Ordnungen einher geht mit Deutungsmachtpluralisierung. Der Anspruch einer Deutung auf Anerkennung und Geltung wird explizit und begründungsbedürftig im Streit verschiedener Deutungen um Macht. Vermutlich wird in jeder Kommunikation im Konfliktfall ein Deutungsmachtkonflikt ausgetragen. Die gesellschaftliche Relevanz solcher 'Arbeit an Deutungsmacht' besteht in der Differenzierung des Verstehens kultureller Deutungsmachtkonflikte, das der Verständigung und Bearbeitung derselben förderlich werden kann."