Frieden und Friedensethik sind theologisch relevante Themen, die sich einer Deutungsbreite und Bedeutungsrelevanz innerhalb der Theologie, aber weiterführend auch in anderen (geistes-)wissenschaftlichen Disziplinen erfreuen. Die in diesem Kontext seit etwa 20 Jahren in der theologisch-christlichen Diskussion prominent geführte „Leitidee“[1] des „gerechten Friedens“ muss sich nach wie vor gegenüber Vorwürfen der Nicht-Ablösung der Lehre vom „gerechten Krieg“ rechtfertigen. Weiterhin gilt es zu evaluieren, inwiefern und warum es dem daraus hervorgegangenen Konzept des „Just Policing“ an Deutungsmacht bzw. an Durchschlagskraft in der politisch-öffentlichen Diskussion oder gar an dessen Umsetzung mangelt. Insgesamt scheinen friedensethische Diskussionen und politische Reaktionen im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik weit auseinanderzuliegen. Diese Beobachtungen werden in der Dissertation analysiert und zum Ausgangspunkt eines konkreten Konzeptvorschlags: Aus versuchsweise „theologisch-begründeter, dialogoffener und auf allgemein-menschliche Werte bezogener“[2] Sichtweise wird eine „Lehre“ vom gerechten Frieden entwickelt, die an die „responsibility to protect“ anschließend mit der Ausarbeitung einer Konzeptualisierung eines sog. „zivilen Friedenskorps“ als realpolitisches Instrumentarium entsprechende Stoßkraft erreichen soll. Dahinter kommt einerseits die theoretische Diskussion um die Entstehung von Deutungsmacht mit folgender These in den Blick: Die Prägnanz einer Deutung bedingt die Genese von Deutungsmacht. Andererseits wird im Rahmen des Forschungsanliegens das Verhältnis von Theologie und Politik als Akteure ethischer Verantwortlichkeit, die Sprachfähigkeit gesellschaftlicher Akteure in öffentlich-politischer Diskussion und eine utopisch gefärbte Hermeneutik und Herangehensweise reflektiert. Aufgrund dieses breiten Spektrums ist eine konsistente Systematik notwendig, die sich als Dreischritt aus Grundlegung, Exempel und Synthese darstellt und einer Abfolge von Thesendiskussionen folgt.

[1] Charakterisierung unzureichend und selbst Problemanzeige, die innerhalb der Arbeit refeltkiert wird: „Gerechter Frieden“ wird auf verschiedenste Weise bestimmt.

[2] Die Ökumenische Versammlung in Dresden 1989 forderte: „Mit der notwendigen Überwindung der Institution des Krieges kommt auch die Lehre vom gerechten Krieg, durch welche die Kirchen den Krieg zu humanisieren hofften, an ein Ende. Daher muß schon jetzt eine Lehre vom gerechten Frieden entwickelt werden, die zugleich theologisch begründet und dialogoffen auf allgemein-menschliche Werte bezogen ist. Dies im Dialog mit Andersglaubenden und Nichtglaubenden zu erarbeiten, ist eine langfristige ökumenische Aufgabe der Kirchen.“ (§36).